Während
die Erforschung der Geisteswissenschaften im ›Dritten Reich‹
in den letzten Jahren weit vorangeschritten ist, steckt die der ehemaligen
SBZ/DDR noch in den Anfängen, obwohl der Zeitraum über vierzig
Jahre umfaßt und zahlreiche Spuren geblieben sind. Insofern ist
die vorliegende Arbeit ein Stück Grundlagenforschung.Anhand der Geschichte
eines traditionsreichen kleinen Fachs, der Romanistik, das schon bald
zum immer wieder in seiner Existenz bedrohten Luxus- oder Verlegenheitsfach
herabsank, kann die Verfasserin wesentliche Bedingungen einer einst angesehenen
Geisteswissenschaft im DDR-Sozialismus nachzeichnen. Deren profilierteste
noch lebende Vertreter – von Werner Bahner über Manfred Naumann
bis Rita Schober – haben ihr in Interviews Auskunft über die
fünfzehn ›Anfangsjahre‹ der Romanistik in der DDR erteilt,
die im Zentrum der Untersuchung stehen. Diese Aussagen werden durch die
Auswertung der reichhaltigen SAPMO-Bestände (Stiftung Archiv der
Parteien und Massenorganisationen der DDR) im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde
sowie der einschlägigen Sach- und Personalakten der Universitätsarchive
von Berlin (Humboldt-Universität), Greifswald, Halle, Jena und Leipzig
ergänzt. Wichtige Aufschlüsse liefern die Klemperer-Tagebücher
und die z. T. bereits edierten sowie die ungedruckten Briefe von Werner
Krauss, die sich heute im Besitz der Berlin-Brandenburgischen Akademie
der Wissenschaften befinden.
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