Heribert Tommek    
J. M. R. Lenz  
Sozioanalyse einer literarischen Laufbahn  
2003, X u. 435 Seiten, Brosch.
EUR 49,80
ISBN 3-935025-29-7
 

Jacob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) hat seinen Platz in der Literaturgeschichte. Er gilt als ein Hauptvertreter des Sturm und Drang und >sozialkritischer Komödiendichter<, als >Konkurrent Goethes<, der in seinen späteren Jahren >geistig umnachtet< gewesen sei: alles in allem eine ebenso außergewöhnliche und bedeutende wie exzentrische und pathologische Figur. Entgegen diesen gängigen Etikettierungen der Li-teraturgeschichtsschreibung liegt der Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung auf der gesellschaftlichen Einbettung von Lenz' schriftstellerischer Arbeit und seiner Rolle als Autor, die anhand der sozialen Funktionen seiner Schriften entwickelt werden. Dazu werden ausgewählte Texte auf der Basis von Pierre Bourdieus sozioanalytischem Instrumentarium untersucht und die Elemente von Lenz' sozioliterarischer Laufbahn herausgearbeitet. Im Vordergrund stehen die Frage nach der Entstehung und Etablierung seines literarischen Habitus (Teil 1), Lenz' Position im deutschsprachigen literarischen Feld seiner Zeit (Teil 2) und schließlich Lenz' Stellung als Intellektueller im russischen Feld der Macht zur Zeit der Französischen Revolution. Dieser dritte Teil basiert auf der Auswertung der bislang fast völlig unbekannten Moskauer Lenziana. Die umfangreichen Quellenstudien, die den Autor auf den Spuren von Lenz u.a. auch nach Tallinn, Riga, Kraków, St. Petersburg und Moskau führten, ermöglichen erstmals eine gesicherte Darstellung von Lenz' Rolle als intellektueller Schriftsteller in Moskau in den Jahren 1781-1792, die die Lenz-Forschung einen wesentlichen Schritt voranbringt.

.
.