Klaus-Dieter Rossade    
»Dem Zeitgeist erlegen«  
Benno von Wiese und der Nationalsozialismus  

(Studien zur Wissenschafts-
und Universitätsgeschichte; Band 9)
2007, 248 Seiten, Brosch.,
€ 34,80
ISBN 978-3-935025-81-2

 
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Benno von Wiese (1903–1987) gehört zu den prominentesten und einflussreichsten Literaturwissenschaftlern der frühen Bundesrepublik. Sein Leben und Werk werden hier erstmals auf der Grundlage umfangreicher Archivrecherchen vorgestellt. Im Zentrum steht von Wieses Verhältnis zum Nationalsozialismus, zu dem er in den frühen dreißiger Jahren eine deutlich zustimmende, wenngleich in den Folgejahren durchaus von Ambivalenzen durchsetzte Haltung entwickelte, und es wird thematisiert, wie er diese Vergangenheit in der Nachkriegszeit verarbeitet hat. Besonders problematisch erscheint dabei aus heutiger Sicht die Art und Weise, wie er seit den sechziger Jahren mit diesem Teil seiner eigenen wie der deutschen Geschichte umgegangen ist. Die chronologisch aufgebauten Hauptteile der Untersuchung nähern sich den komplexen Zusammenhängen in sorgfältig abwägenden Analysen, die den eigenen Interpretationshorizont stets mitreflektieren. Jenseits von einfachen Schuldzuweisungen ist es das primäre Ziel der Studie, Weg und Wirken dieses Repräsentanten des deutschen akademischen Bildungsbürgertums im wissenschaftlichen und politischen Kontext zu rekonstruieren und damit besser verstehen zu können. Erstmals werden hier ausführliche Passagen aus den Briefwechseln mit Hannah Arendt und Richard Alewyn abgedruckt, mit denen von Wiese befreundet war. Umfassende Schriftenverzeichnisse sowie Listen der Lehrveranstaltungen und Promotionen dokumentieren eine literaturwissenschaftliche Karriere, die lang anhaltende Spuren in der bundesdeutschen Germanistik hinterlassen hat und weit über die engen Fachgrenzen hinaus wahrgenommen worden ist.

Klaus-Dieter Rossade lehrt deutsche Sprache und Kultur an der britischen Open University in Milton Keynes.

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