(Nicht) normale Fahrten   .
Faszinationen eines modernen Narrationstyps  
Herausgegeben von Ute Gerhard, Walter Grünzweig, Jürgen Link und Rolf Parr  
(Diskursivitäten; Band 6)
2003, 232 Seiten, Brosch., zahlr. Abb.
€ 34,80
ISBN 3-935025-28-9
 
In Verbindung mit den Bänden 1 und 3
der Reihe "Diskursivitäten" auch beziehbar u. d. T.
»Die Grundlagen des Normalismus«
Gesammelte Beiträge in drei Bänden.

Zusammen € 69,80 • ISBN 3-935025-72-6
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Seit es Narrationen über das Leben individueller Helden gibt, werden sie kulturübergreifend mittels der Metaphorik und Symbolik des ›Weges‹ strukturiert. In diesem Band wird versucht, einen sehr spezifischen Typ solcher curricularer Narrationen in seiner strukturellen Besonderheit herauszuarbeiten, den der ›(nicht) normalen Fahrten‹. Er beruht auf einer spezifisch modernen, statistisch begründeten Vorstellung von ›Normalität‹: Der Lebensweg eines ›normalen Individuums‹, symbolisch eines Massenatoms, erscheint dabei als Kurve zufälliger Verwerfungen zwischen Durchschnittlichkeit und Grenze zur Anormalität.

Diese Strukturen des Normalismus haben direkte Konsequenzen für die Literatur und insbesondere für die Narrationen mit ›kleinen‹ Akteuren: Kann die prinzipielle Aus
tauschbarkeit eines Individuums überhaupt erzählt werden, und wenn ja wie? Kann ein Massenindividuum überhaupt ein ›Schicksal‹ haben, und wenn ja welches? Oder verhält sich Statistik nicht eher antagonistisch zu jedweder Form des Erzählens? Und schließlich: Welche Rolle spielt die – etwa im Kino – ja durchaus lustvoll erlebbare Überschreitung von Normalitätsgrenzen und damit die generelle Ambivalenz in der Bewertung von Normalität und Denormalisierung?

Wie die Beiträge des vorliegenden Bandes an verschiedenen Beispielen und mit verschiedenen Fragestellungen illustrieren, hat die normalistische Vorstellung stochastischer Lebenskurven einzelner Massenindividuen eine wachsende Faszination auf die literarische Phantasie ausgeübt.
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